Alberto Burri

Form und Materie

Letztes Jahr wäre Alberto Burri 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass widmen die Kunstsammlung NRW und die Solomon R. Guggenheim Foundation dem italienischen Künstler eine Retrospektive mit dem Titel: "Alberto Burri. Das Trauma der Malerei".

Burri ersetzte klassischen Utensilien wie z.B. Ölfarben und Leinwand durch Industrielacke, Teer, Bimsstein, Eisen, Jute, Holz, Metall oder geschmolzenes Plastik. Er arbeitete gerne mit dem Feuer und "quälte" seine Werke bis zur Unkenntlichkeit. Durch diese massiven Eingriffe entstanden Oberflächen, die an Wunden und Verletzungen erinnerten und das Gefühl und die Ohnmacht der Nachkriegszeit widerspiegelten. 

Eine seiner eindrucksvollsten Arbeiten befindet sich in Italien, nämlich die Gedenkstätte "Grande Cretto". 
1968 zerstörte ein Erdbeben die sizilianische Stadt Gibellina ganz und gar. Burri überzog die Ruinen zum Gedenken an die Opfer mit einer dicken Schicht Beton. Die begehbaren Einschnitte zeichen die alten engen Gassen des verlorenen Ortes nach. Der Besucher kann die Häuser nur noch erahnen und sich das Leben der Menschen ausmalen. 

Das formreduzierte Denkmal erinnert in seiner Schlichtheit an das einstige Dorfleben und ist zugleich eines der beklemmensten Werke der Land Art, die ich kenne.

Video: Cretto di Burri – Gibellina | Drone Mania

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